Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, dass die meisten Medien – sei es bewusst oder unbewusst – dazu falsche Zahlen angeben.
Ich traue meinen Augen. Was man mit Gewissheit sagen kann: der Widerstand auf der Strasse wächst rasant, er ist friedlich und bunt. Das Narrativ, dass da «gewaltbereite Rechte» demonstrieren, hat sich schon lange widerlegt, auch wenn es von gewissen Haltungsjournalisten unter dem Hashtag #AusgebranntePresse derzeit wieder zelebriert wird. Klar, vereinzelt gibt es Ausschreitungen und Verletzte, doch das sind zum Glück Einzelfälle.
Es ist mittlerweile sogar das Unvorstellbare zu beobachten: Geimpfte und Ungeimpfte spazieren gemeinsam Hand in Hand.
Wenn die herbeigeführte Spaltung der Gesellschaft auf der Strasse überwunden werden kann, wird es ungemütlich für die Politik. Dann hat weder eine Impfpflicht noch die daran angeknüpfte Bevölkerungskontrolle durch digitale Pässe und Zertifikate eine Chance.
Die Verfechter dieser Pläne werden alles daran setzen, den friedlichen Widerstand zu brechen. Beispiele, wie dies in der Vergangenheit durch staatliches Lenken geschehen ist, gibt es zuhauf. Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, hat unlängst vor Gewaltaktionen der Protestierenden gewarnt. Als Erinnerung führt er unter anderem die versuchte Stürmung des Deutschen Bundestags im August 2020 an. Allerdings dürfte genau diese Aktion eine Inszenierung gewesen sein.[1]
Umso wichtiger ist es, dass wir die Praxis der Gewaltfreiheit beherzigen, ganz im Sinne von Mahatma Gandhi, Martin Luther King und der zahlreichen friedlichen Revolutionen von 1989/90.
Wenn unser Ziel eine Transformation der gegenwärtigen Zustände ist, müssen wir friedlich bleiben und die Rechtstaatlichkeit achten. Dazu gehört auch Polizisten in jedem Fall ruhig und gutmütig gegenüber zu treten. Ja, sogar das Anhalten der Spazierenden an roten Ampeln ist wirksam. Ein solches Verhalten schafft nicht nur Achtung und Sympathie auf der «anderen Seite», es legt den Grundstein für ein neues Miteinander.
Der amerikanische Theologe Walter Wink (1935 – 2012) schreibt in seinem Buch Verwandlung der Mächte:
«Die Wirklichkeit, ob materiell oder geistig, ist scheinbar so konstruiert, dass jeder Aktion eine gleich starke Gegenreaktion folgt. […] Das Ziel der Gewaltfreiheit ist nicht der Sieg über einen Feind, sondern eine Verwandlung, die nur durch Liebe möglich ist. Diese Verwandlung kann uns selbst genauso verändern wie die Menschen, denen wir uns entgegenstellen.»
Gewaltsame Mittel werden immer wieder nur gewaltsame Strukturen hervorbringen. Gewaltfreier Widerstand kann wirkliche Veränderung erzeugen.
In diesem Sinne wünsche ich frohe Bewegung an der frischen Luft – von Ärzten früher übrigens oft empfohlen.
Ole Skambraks
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