24. Januar 2022 - Rafael Lutz

Wer will unter die Journalisten?

Liebe Leserinnen und Leser, am 13. Februar stimmen die Schweizer Stimmbürger über den Ausbau der Mediensubventionen ab. Das neue Mediengesetz sieht vor, dass die Subventionen an private Medien von heute 53 auf 178 Millionen Franken erhöht werden. Für die Gegner des Gesetzes ist klar: Mit den zusätzlichen Subventionen rücken die Medien noch näher an den Staat.

Gewiss ist: Für eine Branche, die sich im Zuge der Corona-«Pandemie» sowieso schon grösstenteils als Megafon der Regierung betätigt hat, ist das sicherlich keine gute Idee. Ich bin auch nicht dafür, dass die grossen Zeitungsverlage, die zuletzt ohnehin schon gigantische Gewinne erzielt haben, noch weitere Unterstützung vom Staat erhalten.

Trotzdem muss man auch nüchtern festhalten: Der finanzielle Aspekt ist längst nicht das einzige Problem, der einen unabhängigen und kritischen Journalismus erschwert. Die Probleme gehen deutlich tiefer. Sie beginnen bereits bei der Rekrutierung der künftigen Journalisten.

Wer heute bei den grossen Verlagen Karriere machen will, der muss «richtig» denken können. Prädestiniert dazu sind diejenigen, die die staatlichen Sozialisationsinstanzen möglichst erfolgreich durchlaufen haben. Das heisst mindestens ein abgeschlossenes Studium braucht es.

Etwas, dass bei den angehenden Alpha-Journalisten meist allein schon aufgrund der familiären Herkunft eine Selbstverständlichkeit ist. Schliesslich sind die Eltern des Journalisten ja bereits Akademiker. Entsprechend hat der angehende Medienschaffende eine gewisse «Bildung» von Haus aus mitbekommen.

Da versteht es sich von selbst, dass der «moderne» Schreiberling auch den herrschenden Zeitgeist inhaliert hat. Er weiss, was sich gehört, und was nicht. Eine gewisse «politische Korrektheit» gehört zum guten Ton. Kritik an der Regierung im Zuge der «Pandemie» jedoch weniger. Schliesslich machen das nur Konservative und verrückte Esoteriker, die das Vertrauen in den Staat verloren haben. Doch der zeitgemässe Journalist vertraut auch dann noch dem Staat, wenn er von der Regierung pausenlos angelogen wird.

Da braucht es auch keinen Ringier-CEO Marc Walder, der dem Journalisten sagt, dass er in der Krise medial die Regierung unterstützen müsse. Für viele Journalisten war dies sowieso eine Selbstverständlichkeit – dafür musste man sie nicht zwingen.

Korruption, Manipulation und so weiter: Das gibt es in den Augen des Journalisten in Russland, Iran und China. Doch nicht bei uns. «Ich habe Vertrauen in Medien, Politik und Wissenschaft – in unser System», sagte ein SRF-Journalist kürzlich, der einen Dokumentarfilm über die «Freiheitstrychler» machte (ab Min. 31:00). Dass es unzählige Bürger gibt, die jegliches Vertrauen in die Regierung verloren haben, geht dem SRF-Journalisten wiederum nicht in den Kopf. Wird er seine Meinung wohl ändern bei einem Ja zum Mediengesetz?

Dass mit mehr staatlichen Subventionen mehr Medienvielfalt und Pluralismus generiert wird, ist ziemlich unwahrscheinlich. Für eine vielfältige Medienlandschaft braucht es vor allem vielfältige Journalisten unterschiedlichster Herkunft. Dazu versuchen auch wir von Corona-Transition unseren Beitrag zu leisten. Und etwas können wir mit Sicherheit sagen: Die Vita unserer Journalisten könnte kaum unterschiedlicher sein. Und das ist auch gut so!

Herzlich

Rafael Lutz

1 0

Newsletter

Beiträge
Loading the player...
27.03.2024
Loading the player...
21.03.2024
Loading the player...
16.03.2024
Loading the player...
26.02.2024
Beiträge-Archiv

Schreiben Sie einen Kommentar

© Copyright 2024 - TransitionTV

Netiquette

Die Kommentare dienen als Diskussionsplattform und sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird. Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels oder wo angebracht an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Persönlichkeitsverletzende und diskriminierende Äusserungen hingegen verstossen gegen unsere Richtlinien. Sie werden ebenso gelöscht wie Kommentare, die eine sexistische, beleidigende oder anstössige Ausdrucksweise verwenden. Beiträge kommerzieller Natur werden nicht freigegeben. Zu verzichten ist grundsätzlich auch auf Kommentarserien (zwei oder mehrere Kommentare hintereinander um die Zeichenbeschränkung zu umgehen), wobei die Online-Redaktion mit Augenmass Ausnahmen zulassen kann.

Die Kommentarspalten sind artikelbezogen, die thematische Ausrichtung ist damit vorgegeben. Wir bitten Sie deshalb auf Beiträge zu verzichten, die nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben.

Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.

Unzulässig sind Wortmeldungen, die

  • Nichts mit dem Thema des Artikels zu tun haben
  • Kommerzieller Natur sind
  • andere Forumsteilnehmer persönlich beleidigen
  • einzelne Personen oder Gruppen aufgrund von Rasse, Ethnie oder Religion herabsetzen
  • in Rechtschreibung und Interpunktion mangelhaft sind
  • verächtliche Abänderungen von Namen oder Umschreibungen von Personen enthalten
  • mehr als einen externen Link enthalten
  • einen Link zu dubiosen Seiten enthalten
  • Nur einen Link enthalten ohne beschreibenden Kontext dazu

Wir handhaben die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Online-Redaktion behält sich jedoch vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Es besteht grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.