29. Juni 2022 - Rafael Lutz

Wenn «die Falschen» in die Kritik geraten

Die deutsche Journalistin Aya Velázquez schrieb kürzlich einen aufschlussreichen Beitrag über «Querdenken 711»: jene Organisation, die der Stuttgarter Unternehmer Michael Ballweg im Frühjahr 2020 auf die Beine gestellt hatte. Velázquez hat sich dafür auch mit einem Aussteiger von Querdenken unterhalten.

Dieser richtete heftige Vorwürfe an die Adresse von Ballweg: Er habe zum Beispiel die Organisation wie eine streng hierarchische Firma geleitet und die Bewegung durch das Treffen mit Peter Fitzek, dem selbsternannten «König von Deutschland», dem Verfassungsschutz zugeführt.

Kurz nach der Publikation des Interviews hagelte es heftige Kritik an Velázquez: Wie kann man auch nur darüber berichten! Ein absolutes No-Go, lautete der Tenor. Denn dadurch würde die Bewegung zersetzt und gespalten.

Warum schreibe ich das? Weil auch wir von Transition News uns unlängst dem Vorwurf ausgesetzt sahen, wir hätten Kritik an den «falschen» Leuten geübt. In einem längeren Bericht (mehr dazu hier) über den Vorstand der «Verfassungsfreunde» hatte ich darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Spitze des Vereins von Teilen der Mitglieder mehr und mehr entfremdet hat. Viele Mitglieder der ersten Stunde kritisierten unter anderem den Führungsstil des Vorstands und eine Intransparenz bei den Finanzflüssen.

Die öffentliche und private Kritik folgte auf den Fuss. Tenor: Darüber dürfe man eigentlich nicht schreiben. Und überhaupt: Man müsse jetzt zusammenhalten und die Kräfte bündeln. Kritik an der Regierung: Das geht immer. Kritik äussern an der wichtigsten Organisation, die der Schweizer Widerstand in den letzten zwei Jahren hervorgebracht hat: Eine bodenlose Frechheit.

Eine Haltung, die in meinen Augen längerfristig nirgendwohin führt: Wenn wir Kritik innerhalb der Bewegung nicht tolerieren und für eine Art Zensur plädieren, dann sind wir keinen Deut besser als unsere Gegner. Transparenz von der Regierung fordern, aber einfach wegschauen, sobald es um die «Verfassungsfreunde» geht – das ist wenig glaubwürdig.

Herzlich

Rafael Lutz

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