29. Januar 2022 -

Vorsicht Blasenbildung

Liebe Leserinnen und Leser, verbrenne ich mir die Finger, können sich Blasen bilden. In der Welt des Medienkonsums funktioniert es genau umgekehrt: Bilden sich Blasen, kann man sich daran die Finger verbrennen. Gemeint sind sogenannte Meinungs- oder Filterblasen.

Wird man nur mit der eigenen Meinung konfrontiert, erhält man nie die Gegenseite dargestellt und verpasst deshalb die kontroverse Diskussion eines Themas, dann «lebt» man in einer solchen Blase. Dies kann geschehen, wenn man sich ausschliesslich in Gruppen mit ähnlichen Interessen bewegt oder stets die gleiche(n) Informationsquelle(n) nutzt.

Dass ganze Medienhäuser, ja die «Leitmedien» fast durchwegs die Bildung solch einseitiger Meinungsblasen richtiggehend heranzüchten, zeigt die Coronakrise schockierend eindringlich. Tragischer noch: Gleichzeitig werfen ebendiese Mainstreammedien den als «Gegengewicht» so wichtigen «alternativen Medien» genau dies vor: Die Verbreitung von «Fake News» mit einseitigem Blick.

Doch ist der Vorwurf gänzlich unberechtigt? Sind «alternative Medien» auf echten Ausgleich bedacht? Der Wahrheit verpflichtet? Ihre Quellen stets seriös? Oder tragen auch sie lediglich dazu bei, dass man das gezeigt bekommt, was man eh schon kennt – also zu einer Filterblase? Hier ist stets vom neuem kritische journalistische Selbsthinterfragung gefordert.

Beispiel: Focus, also ein Leitmedium, berichtet über den Tod eines Mannes, der an einer Corona-Demo teilnahm. Dieser sei «unter polizeilicher Begleitung plötzlich kollabiert, woraufhin die Polizisten umgehend Erste Hilfe leisteten». Ein Rettungswagen habe den 53-Jährigen ins Krankenhaus gefahren, wo er verstorben sei. Als Todesursache wird eine Herzmuskelentzündung vermutet.

Ganz anders Report 24, also ein «alternatives» Medium: Gemäss diesem verstarb der Mann «im Rahmen eines friedlichen Spazierganges» gegen die Corona-Massnahmen «nach einer Polizeimassnahme». Mehrere Augenzeugen hätten bemängelt, dass «zu viel Zeit verstrichen sei, bis Hilfe kam».

Wem darf ich nun glauben? Wer hat «richtig» berichtet? Was «stimmt», beziehungsweise kommt der Wahrheit am nächsten? Wir wissen es nicht, denn wir sind nicht als Zeugen dabeigestanden. Und selbst dann noch wäre die «Perspektive» unterschiedlich ausgefallen, ob aus Sicht einer aufgebrachten Corona-Demonstrantin oder eines Ordnungshüters.

Fazit: Genauso wenig, wie alles «falsch» ist, was die Mainstreammedien berichten, ist alles richtig, was von den «alternativen» Medien kommt. Und umgekehrt. Mir eine echte Meinung zu bilden, die der Wahrheit näherkommt, erfordert mehr als das Abfragen jener Quellen, die mir nur das zeigen, was meine Meinung bestätigt.

Herzlich

Murielle Roth

1 0

Newsletter

Beiträge
Loading the player...
19.04.2024
Loading the player...
16.04.2024
Loading the player...
15.04.2024
Loading the player...
12.04.2024
Loading the player...
11.04.2024
Beiträge-Archiv

Schreiben Sie einen Kommentar

© Copyright 2024 - TransitionTV

Netiquette

Die Kommentare dienen als Diskussionsplattform und sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird. Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels oder wo angebracht an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Persönlichkeitsverletzende und diskriminierende Äusserungen hingegen verstossen gegen unsere Richtlinien. Sie werden ebenso gelöscht wie Kommentare, die eine sexistische, beleidigende oder anstössige Ausdrucksweise verwenden. Beiträge kommerzieller Natur werden nicht freigegeben. Zu verzichten ist grundsätzlich auch auf Kommentarserien (zwei oder mehrere Kommentare hintereinander um die Zeichenbeschränkung zu umgehen), wobei die Online-Redaktion mit Augenmass Ausnahmen zulassen kann.

Die Kommentarspalten sind artikelbezogen, die thematische Ausrichtung ist damit vorgegeben. Wir bitten Sie deshalb auf Beiträge zu verzichten, die nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben.

Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.

Unzulässig sind Wortmeldungen, die

  • Nichts mit dem Thema des Artikels zu tun haben
  • Kommerzieller Natur sind
  • andere Forumsteilnehmer persönlich beleidigen
  • einzelne Personen oder Gruppen aufgrund von Rasse, Ethnie oder Religion herabsetzen
  • in Rechtschreibung und Interpunktion mangelhaft sind
  • verächtliche Abänderungen von Namen oder Umschreibungen von Personen enthalten
  • mehr als einen externen Link enthalten
  • einen Link zu dubiosen Seiten enthalten
  • Nur einen Link enthalten ohne beschreibenden Kontext dazu

Wir handhaben die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Online-Redaktion behält sich jedoch vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Es besteht grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.