Bei jedem Menschen tauchen beim Begriff Heimat andere Bilder vor seinem geistigen Auge auf. Bis vor zwei Jahren noch verband ich mit meiner Heimat Waldspaziergänge, tiefsinnige Gespräche mit Freunden, Kunstausstellungen, Musikfestivals am See, Abende im Biergarten, Radtouren am Fluss, ewige Zufahrten vorbei an Raps- und Stoppelfeldern, Rhabarber-Schmandkuchen und Freilichtkino. Ich bin vor 17 Jahren aus freien Stücken ausgewandert, nicht aber, weil ich aus meiner Heimat fliehen musste. Nie kam es mir in den Sinn, mit meiner Heimat zu brechen, denn meine engsten Freunde und meine Familie leben dort.
Nun aber ist das Band, das mich mit meiner Heimat verknüpft, brüchig geworden. Selbstverständlich bleibt die enge Bindung mit Familie und Freunden bestehen, doch meine Heimat wir mir immer fremder. Dort leben Menschen, die einander denunzieren und mit dem Finger auf Andersdenkende zeigen.
Der Dichter Heinrich Heine verfasste 1844 in seinem Pariser Exil das Gedicht Nachtgedanken. Darin kommt seine Sehnsucht nach der in seiner Heimat Deutschland zurückgebliebenen Mutter zum Ausdruck. Damals befanden sich die mitteleuropäischen Staaten in einer allgemeinen vorrevolutionären Situation, die unter anderem in Deutschland und Frankreich zu den Revolutionen von 1848 führen sollte. In den deutschen Ländern regte sich politischer Widerstand gegen das vom Wiener Kongress eingesetzte repressive Regime und die Kleinstaaterei.
Nachtgedanken, 1. Strophe
Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.
Heinrich Heine
Der Germanist Helmut Koopmann nimmt an, dass Heine in Paris vereinsamt sei: am Rande sitzend, nicht mehr Teilhaber der Gesellschaft, sondern bestenfalls noch ihr Kritiker. Nur aus dieser Situation eines Parias seien Werke wie Nachtgedanken und Wintermärchen verständlich. Zeitgenössische Heimatforscher gehen davon aus, dass der Mensch sich ein neues Lebensumfeld schaffen kann.
Der Philosophieprofessor Dr. Rainer Piepmeier schreibt:
«Unter heutigen Bedingungen kann Heimat auch nicht mehr statisch an den Ort der Geburt gebunden sein. Heimat kann auch neu gewonnen (...) werden.»
Der Heimatbegriff schlösse gewissermassen die Möglichkeit auf Beheimatung ein – also auf Aneignung einer vertrauten Lebenswelt und Ausbildung sozialer Zugehörigkeiten. Demnach könne man eine Heimat finden, in der man den Raum selbst definiert und zuordnet. Nach dieser Definition ist die Heimat eine Lebensform, nicht aber ein Herkunftsnachweis.
Wie oft hörte ich im vergangenen Jahr von Familien, älteren Menschen und alleinerziehenden Müttern den Satz: «Hier in Deutschland hält man es nicht mehr aus, es wird immer schlimmer.» Was ist aus meiner Heimat geworden, in der ich mich nicht mehr beheimatet fühle?
Ein Bekannter erwägt, aus seiner Heimat Deutschland wegzuziehen und seine Professorenstelle zu kündigen. Sein Tinyhaus auf Rädern steht schon startklar im Garten. Neulich sagte er mir: «Als ich mich näher mit dem Corona-Thema zu befassen begann, fragte ich mich, ob es noch andere solcher Lügenkonstrukte gibt, denen ich auf den Leim gegangen bin. Mir hat es den Boden unter den Füssen weggezogen.»
Er ist nicht der einzige, dessen Leben auf den Kopf gestellt wurde. Machen wir uns also auf und definieren wir unsere Heimat neu. Eine geistige Heimat, in der Gedanken- und Meinungsfreiheit gegeben sind. Wir möchten Ihnen ein Stück dieser geistigen Heimat geben. Bitte unterstützen Sie uns mit einer kleinen Spende, damit wir weiterhin unzensiert und unabhängig berichten können.
Herzlich,
Lena Kuder
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