07. November 2021 - 2

Politischer Kampf und Einsicht

Wo ist die Arena, in die man sich für den Abstimmungskampf hineinwirft und mit Andersdenkenden die verbalen Klingen kreuzt?

Heute wollte ich über den Abstimmungskampf um das Covid-Gesetz schreiben. Da fiel mir auf, dass ich gar nichts dazu zu sagen habe, weil ich schon lange nicht mehr mit Leuten diskutiert habe, die dieses unsägliche Gesetzes befürworten könnten. Aber genau das wäre doch Abstimmungskampf: Sich in die Arena stürzen und die Klingen kreuzen mit Andersdenkenden oder zumindest Unentschlossenen.

Das hatte ich in letzter Zeit – wegen Corona-Müdigkeit – eher nicht getan. Ich hatte es sogar geschickt vermieden und durchaus nicht vermisst. Doch jetzt erschien es mir geradezu peinlich: Andere begeben sich an die vorderste Front und liefern sich zum tausendsten Mal Wortduelle mit ihren Mitbürgerinnen und Mitbürgern, um sie zu überzeugen oder wenigstens aufzuklären. Während ich nur aus meiner Bubble berichten kann, denn mein direktes Umfeld lehnt das Zertidiktat klar ab.

Es fiel mir also gerade schwer, mich in das aktuelle Mindset potentieller Ja-Stimmender einzufühlen. Wie ticken Leute, die immer noch nicht gemerkt haben, dass etwas an der Pandemiegeschichte faul ist? Die nicht begreifen, dass wir uns vor lauter Virenwahn kopfvoran in die digitale Diktatur stürzen? Ich wurde sogar stutzig: Gibt es tatsächlich immer noch Menschen, die den ganzen Mist voll und ganz unterstützen? Kann das überhaupt sein?

Natürlich kriege ich permanent die Schlammschlacht in den Kommentarspalten der Medien mit. Aber Propaganda-Quatsch können auch Trolle und Bots generieren. Natürlich höre und lese ich die durchschaubaren Argumente der Politik-Darsteller und Mainstream-Medienleute. Aber ob die wirklich selbst den Schwachsinn glauben, den sie von sich geben – das war mir immer schon ein Rätsel.

Kurzum, ich musste mal wieder in direkten Kontakt mit der psychischen Realität andersdenkender Menschen kommen. Zu diesem Zwecke rief ich meine gute alte Tante an. Sie und ich waren uns noch nie in irgendeiner politischen Frage einig, in keiner einzigen. Sie würde mir aus erster Hand den geistigen Stoff liefern, aus dem die abgrundtiefen Alpträume der gegenwärtigen Gesellschaft sind.

Sie enttäuschte mich nicht. Ihre Sicht der Dinge war mehr oder weniger eine Zusammenfassung von dem, was die regierungstreuen Maskenmedien seit 2020 erzählen. Ausserdem berief sie sich auf eine befreundete Krankenpflegerin, die auf der Corona-Intensivstation arbeite und ihr beteuert habe, «wie schlimm» die Situation in den Spitälern sei, wegen der vielen schwerkranken Ungeimpften.

So nebenbei: Wieso kennt eigentlich fast jede Corona-Gläubige eine Krankenpflegerin, die auf der Corona-Intensivstation arbeitet und beteuert, «wie schlimm» die Situation in den Spitälern sei, wegen den schwerkranken Ungeimpften? Und wieso kennt fast jeder Massnahmenkritiker eine Krankenpflegerin, die genau das Gegenteil behauptet? Dieser Umstand erscheint mir mirakulös und bedarf einer gründlicheren Recherche.

Auf jeden Fall war für meine Tante die Ja-Parole selbstverständlich – «damit wir die Pandemie in den Griff kriegen». Sie gab das offizielle Argumentarium lückenlos wieder, quasi copy-paste. Sie hörte sich dabei an wie jemand, der mit dem Verständnis alt geworden ist, dass die Regierung es im grossen Ganzen gut mit uns meint und die traditionellen Lieblingsmedien uns zuverlässig informieren.

In ihren Augen sorgen Impfungen und Massnahmen dafür, dass die Menschen in der nächsten Welle nicht wieder «sterben wie die Fliegen». Immerhin ging sie mit mir einig, dass man auch an anderem als Covid erkranken und sterben könne. Aber: «Ich will einfach nicht an dieser Krankheit sterben».
Ich schildere ihre Sichtweise hier, weil ich denke, dass wir in dieser Zeit des gegenseitigen Unverständnisses zweierlei zu lernen haben: Lektionen über uns und Lektionen über die Massnahmenbefürworter.

Einerseits: Zu verstehen versuchen, wie diese Menschen dermassen reingelegt werden konnten. Wieso sie da nur schwer wieder rauskommen. Wie tief sie möglicherweise noch hineingezogen werden. Was wir von ihnen noch erwarten dürfen und was nicht.

Andererseits: Herausfinden, wie wir damit umgehen, wenn wir von ihnen im Stich gelassen werden. Welche Umgangsformen, welche Art von Zwischenmenschlichkeit und Solidarität wollen wir leben, wenn es drunter und drüber geht? Anders gesagt: Auf wen können wir zählen, wenn es hart auf hart kommt?

Diese Frage stellt sich uns jetzt – und wird aktuell bleiben, unabhängig davon, wie die Stimmen dann ausgezählt werden. Der politische Kampf im Vorfeld dieser Abstimmung bietet uns die Chance, unsere Mitmenschen und den herrschenden Geist in diesem Land noch besser kennenzulernen. Und noch mehr Klarheit zu gewinnen.

Christian S. Rodriguez

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2 Kommentare zu “Politischer Kampf und Einsicht”

  • RoBl sagt:

    Versteckte Durchseuchung!
    Das verrückteste an der Zertifikatspflicht ist, dass Geimpfte auch ein Treiber der Pandemie sind und trotzdem von diversen Privilegien profitieren. Kein Testen, keine Quarantäne und totalen Freigang.
    Die Durchseuchung wurde verpönt. Mit dem Zertifikat ist sie plötzlich unausgesprochen legitim.

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  • Matthias sagt:

    Ich meine mich zu erinnern, dass es früher zum guten Ton in unserer Demokratie gehört hat, dass man auf schwächere Minderheiten speziell Rücksicht nimmt, zum Beispiel auf Menschen mit Herausforderungen. Es gibt Menschen, die auf elektromagnetische Strahlung sehr empfindlich reagieren. Mit der "Änderung des Covid-Gesetzes" werden diese dazu verurteilt, dauernd ein strahlendes Gerät bei sich zu tragen, damit ein "umfassendes, wirksames und digitales Contact-Tracing" möglich wird. Rücksichtslos!

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