03. Januar 2022 - Lena Kuder

Lasst uns human bleiben

Liebe Leserinnen und Leser, gerade die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr bietet sich an, einen Blick zurückzuwerfen, Altes abzustreifen und neue Kraft zu schöpfen.

Schon die Kelten nutzten die Phase zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar dazu, Kontakt mit den Naturgeistern aufzunehmen. Denn in diesen sogenannten Rauhnächten wurden die Weichen für das kommende Jahr gestellt.

In dieser Zeit sollen die Gesetze der Natur ausser Kraft gesetzt sein und die Tore zur anderen Welt offenstehen. In Griechenland glaubten die Menschen, dass böse Kobolde an die Erdoberfläche kommen, die in einer wilden Jagd für Ärger sorgen und nach dem 6. Januar wieder verschwinden.

Richte ich meinen Blick nach innen, so weiss ich, dass ich mich nicht vom Rest der Gesellschaft abspalten möchte. Ich möchte kein transhumanes Wesen werden, das in einem System aus Sozialkrediten lebt.

Bis 2020 war die Entmenschlichung unserer Gesellschaft bereits vorangeschritten. Die Linie zwischen virtueller Welt und Realität war sehr fein geworden. Nun ist die virtuelle Welt zusätzlich mit der Angst vor einem vermeintlich tödlichen Virus besetzt. Dieser Angst möchte ich die Stirn bieten, mich mit Menschen verbinden, die wach geblieben sind.

Ich möchte human bleiben und mich an Menschen wie dem 2011 ermordeten italienischen Pazifisten Vittorio Arrigoni orientieren. Als Freiwilliger der NGO International Soldarity Movement engagierte er sich in Krisengebieten und rief vehement dazu auf:«Restiamo humani!» – «Lasst uns human bleiben!»

Auf einer Demo gegen die Corona-Massnahmen in Berlin sagte die Synchronsprecherin Giovanna Winterfeldt, dass sie Menschen ihre Hand reichen möchte, die Angst haben, und zwar «nicht vor einem Virus oder einer Impfung, sondern davor, Gesicht zu zeigen. Davor, die eigene Meinung laut auszusprechen. Weil ihnen eingeredet wurde, sie würden dann mit Nazis Seite an Seite gehen. Mit Schwurblern. Mit Menschen unterster Schublade.»

An die Demonstranten gerichtet sagte sie: «Seht euch um. Wir sind keine Nazis. Wir sind keine Schwurbler. Wir sind Eltern. LehrerInnen. ÄrztInnen. Pflegekräfte. Handwerker. Wir sind schwarz, weiss … wir sind bunt und divers.»

Empathie, Verständnis und Weitblick sollten wir zeigen, anstatt ständig Nabelschau zu betreiben und um uns selbst zu kreisen. Der Blick nach Afrika und Indien zeigt, dass sich die Menschen weniger vor SARS-CoV-2 fürchten als vielmehr davor, am nächsten Tag nichts zu essen zu haben.

Durch die Corona-Massnahmen ist nach Angaben der Vereinten Nationen weltweit die Zahl der Hunger leidenden Menschen im vergangenen Jahr auf bis zu 130 Millionen angestiegen.

Human zu bleiben, bedeutet auch, dem kollektiven Wahnsinn wach und kritisch zu begegnen. Der Schriftsteller Chaim Noll hat in diesem Zusammenhang das 2. Buch Mose 23,2 zitiert: «Der jahrtausendealte Satz ‚Folge nicht der Mehrheit zum Bösen‘ hat seine Gültigkeit nie verloren. Es gibt keine Verpflichtung, der Mehrheit zu folgen. Sie kann in die Irre gehen. Dann zählen die wenigen, die den Mut hatten, einen anderen Weg einzuschlagen.»

Schöpfen Sie Kraft, damit etwas Neues entstehen kann. Bleiben Sie human.

Herzlich

Lena Kuder

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