07. Februar 2022 - Rafael Lutz

Kritische Medien braucht es mehr denn je

Liebe Leserinnen und Leser, «Der Ausstieg aus dem Notregime der Pandemie rückt näher. Für die Bevölkerung ist das eine gute Nachricht, für die Medien eine schlechte.» So lautet das Fazit von Felix E. Müller in der NZZ am Sonntag zu den geplanten Lockerungen des Bundesrats. Gerade für «rechte Medien» seien sie eine unerfreuliche Nachricht.

«Diese kannten in den letzten zwei Jahren nur ein Thema, das ihnen viel Leserinteresse und unglaubliche Klickzahlen eintrug: das Virus», so Müller. Im Blick hat der ehemalige Chefredaktor der NZZ am Sonntag dabei Nachrichtenportale wie die Weltwoche, den Nebelspalter oder die Ostschweiz. Medien, die in den Augen Müllers nun Gefahr laufen, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Schliesslich hätten all diese Portale von der «Opposition gegen die Corona-Politik» gelebt und Massnahmengegner angezogen.

Ich denke, dass wir uns auf etwas einigen können: Unabhängig davon, welchen politischen Anstrich man hat – und unabhängig davon, was man von Roger Köppel, Markus Somm oder Stefan Millius politisch hält, kann festgehalten werden: Die erwähnten Medienportale haben allesamt etwas gemein: Sie beleuchteten und kritisierten wiederholt die Machenschaften der Regierung während der «Pandemie».

Folgt man Müllers Logik, so müssten nun auch wir von der Corona-Transition mehr und mehr an Bedeutung verlieren. Denn schliesslich verlöre das virale Panikorchester ja mehr und mehr an Bedeutung.

Lassen Sie mich an dieser Stelle kurz etwas ausholen, bevor ich gleich auf Müller zurückkomme. Klar: Corona rückt künftig in den Hintergrund: Es gibt grössere Probleme, die in Zukunft angegangen werden müssen. «Wir sind durch mit Covid», das schrieb auch mein Kollege Ole Skambraks in seinem letzten Newsletter.

Sicherlich: Viren werden künftig nicht mehr den gleichen Stellenwert in unserer Berichterstattung einnehmen, wie das in den vergangenen zwei Jahren der Fall war. Corona darf nicht die einzige «raison d’être» sein. Wir möchten künftig die zahlreichen schönen Seiten des Lebens auch nicht vernachlässigen. Dabei sollen gerade auch die Menschen nicht zu kurz kommen, die bereits am Aufbau einer neuen, besseren Welt arbeiten.

Trotzdem muss auch gesagt werden, dass wir natürlich auch in Zukunft ein Nachrichtenportal bleiben. Und damit komme ich wieder auf Felix Müller zurück, der in einem Punkt in meinen Augen falscher nicht liegen kann:

Oppositionelle Medien, die sich der herrschenden Meinung diametral widersetzen, sind heute wichtiger denn je. Sie sind das Panazee, wenn das Immunsystem der Demokratie angegriffen und geschwächt ist. Und das gilt unabhängig davon, ob autoritäre Persönlichkeiten nun Viren, das Klima oder Terrorismus als Vorwand nutzen, um die Demokratie ausser Kraft zu setzen.

Was wir auf keinen Fall brauchen, sind Journalisten, die von Regierungsvertretern darauf hingewiesen werden müssen, dass die Covid-Politik bereits streng ist. So geschehen an einer kürzlichen Pressekonferenz der Schweizer Regierung. Es war kein anderer als Bundesrat Alain Berset, der einen Journalisten darauf aufmerksam machte, dass die Massnahmen schon einschränkend sind und dabei hinzufügte, «aber vielleicht haben sie sich schon daran gewöhnt». Geht es noch schlimmer? Kaum.

Und genau deshalb braucht es uns auch in Zukunft. Denn eines wissen wir alle spätestens seit 2020: auf Konzern- und Staatsmedien ist kein Verlass. Zeitungen, die als Verlautbarungsorgane den Regierungen dienen, brauchen wir nicht. Letztere können ohnehin bereits auf ganze Heerscharen von Kommunikations- und PR-Abteilungen zurückgreifen. Auch deshalb gilt es das Mediengesetz abzulehnen, über das wir in der Schweiz am 13. Februar abstimmen.

Herzlich

Rafael Lutz

1 0

Newsletter

Beiträge
Loading the player...
22.04.2024
Loading the player...
21.04.2024
Loading the player...
19.04.2024
Loading the player...
16.04.2024
Loading the player...
15.04.2024
Beiträge-Archiv

Schreiben Sie einen Kommentar

© Copyright 2024 - TransitionTV

Netiquette

Die Kommentare dienen als Diskussionsplattform und sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird. Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels oder wo angebracht an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Persönlichkeitsverletzende und diskriminierende Äusserungen hingegen verstossen gegen unsere Richtlinien. Sie werden ebenso gelöscht wie Kommentare, die eine sexistische, beleidigende oder anstössige Ausdrucksweise verwenden. Beiträge kommerzieller Natur werden nicht freigegeben. Zu verzichten ist grundsätzlich auch auf Kommentarserien (zwei oder mehrere Kommentare hintereinander um die Zeichenbeschränkung zu umgehen), wobei die Online-Redaktion mit Augenmass Ausnahmen zulassen kann.

Die Kommentarspalten sind artikelbezogen, die thematische Ausrichtung ist damit vorgegeben. Wir bitten Sie deshalb auf Beiträge zu verzichten, die nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben.

Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.

Unzulässig sind Wortmeldungen, die

  • Nichts mit dem Thema des Artikels zu tun haben
  • Kommerzieller Natur sind
  • andere Forumsteilnehmer persönlich beleidigen
  • einzelne Personen oder Gruppen aufgrund von Rasse, Ethnie oder Religion herabsetzen
  • in Rechtschreibung und Interpunktion mangelhaft sind
  • verächtliche Abänderungen von Namen oder Umschreibungen von Personen enthalten
  • mehr als einen externen Link enthalten
  • einen Link zu dubiosen Seiten enthalten
  • Nur einen Link enthalten ohne beschreibenden Kontext dazu

Wir handhaben die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Online-Redaktion behält sich jedoch vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Es besteht grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.