Eine Angestellte bat mich neulich, die Maske anzuziehen, woraufhin ich antwortete, dass ich ein Attest hätte. Sie sagte, das sei in Ordnung und ging. Wenige Minuten später kam sie erneut auf mich zu. Sie hätte eine Frage, sagte sie. Ich dachte, sie wolle nun doch das Attest sehen.
Ich irrte mich gewaltig. Sie bat mich verzweifelt um Hilfe, weil für sie als Impffreie ihr Job auf der Kippe steht. Sie war so erfreut, mit einem Kritiker sprechen zu können, dass sie mich fast nicht mehr losliess. Ich hoffe, dass ich ihr behilflich sein konnte.
Mir wurde wieder bewusst, wie schwierig es für Menschen sein muss, die niemanden für einen ehrlichen Austausch haben. Wie verzweifelt muss jemand sein, um einen wildfremden Menschen wegen so persönlichen und schwerwiegenden Problemen um Hilfe zu bitten?
Doch zuletzt machte ich als Maskenloser auch noch weniger schöne Erfahrungen. Als ich neulich eine Buchhandlung betrat, starrten mich vier Verkäuferinnen trotz Masken unmissverständlich schockiert an. Mir war klar weshalb, doch ich ging wie üblich wortlos weiter. Ich rechtfertige mich prinzipiell nicht ungefragt dafür, keine Windel oder keinen Kaffeefilter auf dem Gesicht zu tragen.
Als ich schon in gewisser Entfernung war, hörte ich, wie eine Verkäuferin sagte: «Jetzt dachte ich, dass ein Alien hereinkommt!». Jedes Mal, wenn ich ein Geschäft betrete, komme ich mir vor, als sei ich der einzige Mensch unter lauter Aliens, sagte ich beim Bezahlen.
Wenn Erwachsene nun schon so reagieren, frage ich mich, wie prägend die letzten zwei Jahre für die Kinder gewesen sein müssen. Schliesslich kommt ihnen die Zeit länger vor und diese Jahre fallen zudem in ihre Entwicklungsphase.
Ein potenzieller Mörder bin ich vermutlich öfters, wie für den Mann, der mich kürzlich im Postauto physisch angriff. Oder für eine Frau an der Kasse eines Supermarkts, vermutlich etwa 40 Jahre alt. Ich hatte gerade bezahlt und war am Einpacken, doch sie blieb am anderen Ende der Kasse stehen, hinter zwei der gelben Linien, die inzwischen allgegenwärtig sind!
Sie bezahlte mit ausgestrecktem Arm, um möglichst weit weg von mir zu bleiben. Hinter ihr hatte es keine weiteren Kunden. So konnte sie dann in zwei Distanzeinheiten Entfernung warten, bis der Mörder da vorne fertig war, seinen Frass einzupacken.
Ich habe Mitleid mit solchen Menschen. Diese Angst muss schlimm sein. Doch besonders wenn ich in Eile bin, weiss ich oft nicht mehr, was ich ihnen sagen soll. Eines weiss ich allerdings bestimmt: Es hängt von unserer Wahrnehmung ab, ob wir jemanden als Engel, als Alien oder als potenziellen Mörder sehen.
Mein Wunsch an den Weihnachtsmann: Lasst mich künftig einfach als Mensch wahrgenommen werden. Dann wäre die «PSYOP-Pandemie» zu Ende. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine besinnliche und erneuernde Weihnachtszeit unter Menschen – oder allenfalls Engeln.
Herzlich
Konstantin Demeter
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