Die der einen Seite, weil sie einen noppigen Dämon fürchten und die Furchtlosen als Feinde betrachten. Die der anderen, weil sie von diesem totalitären Pseudomedizin-Kult die Schnauze voll haben und dessen Hohepriester sowie deren Apostel als Feinde sehen. Und unter den Gläubigen gibt es manche, die noch mehr Exorzismus fordern und sich selbst als Inquisitoren aufspielen.
In einem früheren Newsletter berichtete ich über meine Erfahrungen als Unmaskierter mit solchen selbsternannten Inquisitoren. Letzte Woche wurde ich nun zum ersten Mal nicht nur verbal, sondern auch physisch angegriffen, weil ich mein Gesicht zeigte.
Nachdem ich in Locarno die Generalprobe eines Theaterstücks fotografiert hatte, war ich spätabends mit dem Postauto auf dem Heimweg. Da belästigte mich ein Unbekannter. Zuerst verbal: Ich sei respektlos und so weiter. Wohlgemerkt, es waren vier Leute im Postauto, Fahrer inklusive. Nach einem Wortgefecht zog der Mann an meinem Schal und versuchte, mich mit seinem Schirm zu schlagen.
Mir ist nichts passiert. Ich konnte die Angriffe abwehren, ihn kontrollieren und mich zum Glück beherrschen. Der Fahrer, der herbeigerannt war, musste nicht einschreiten. Der Angreifer stieg schliesslich aus.
Nicht besonders schlau von ihm, jemanden anzugreifen. Er war nicht einmal besonders kräftig. Ich bin ein friedlicher Mensch. Würde er an den Falschen geraten, könnte seine Physiognomie womöglich in Mitleidenschaft gezogen werden. Und ich rätsle immer noch, weshalb der Mann in einem fast menschenleeren Postauto den Körperkontakt mit einem Unmaskierten riskierte, wo er doch vermutlich panische Angst vor einem Virus hat.
Der Fall hat mich trotzdem aufgewühlt. Es ist einfach beängstigend, welches Hirnwäsche-Vollprogramm manche Menschen über sich ergehen lassen haben. Mir tun sie leid. Vermutlich klammern sie sich an das Konzept von Recht und Ordnung. Und erkennen nicht, dass Recht und Ordnung von höchster Stelle bedroht werden – und nicht von einzelnen frei atmenden Mitbürgern. Dennoch müssen wir unsere Rechte verteidigen.
Ich muss gestehen, dass ich auf die verbalen Angriffe barsch reagiert habe. Doch das tue ich mittlerweile immer in solchen Fällen. Weil ich weiss, dass bei solchen Menschen eine vernünftige Diskussion sowieso unmöglich ist. Es gibt keine gemeinsamen Nenner, der Graben ist zu breit. Und ja, auch ich habe die Schnauze voll. Üblicherweise ist nach meiner Zurechtweisung Ruhe. Diesmal war das nicht der Fall. Ich habe inzwischen die Kameraaufnahme aus dem Postauto sichern lassen und erwäge weitere Schritte.
Konstantin Demeter
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