07. April 2022 - Susanne Schmieden

Freudsche Versprecher oder freudlose Verbrecher

Haben Sie mal «BioNTech» bei Google Maps eingegeben und dann in die Karte gezoomt? Ich habe das neulich getan. Und was soll ich sagen? Ich war überrascht, dass ich nicht einmal mehr überrascht war. Ich möchte an dieser Stelle nicht spoilern, bitte schauen Sie selbst, was sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Firmengebäude an der Goldgrube 12 im «goldische Meenz» befindet. (Tipp: Schräg gegenüber!)

Bislang ist es mir leider nicht gelungen herauszufinden, ob es sich hierbei um einen schlechten Scherz handelt, und wenn ja, von wem. Es passt allerdings insofern ins Bild dessen, was uns seit mindestens zwei Jahren auf der Weltbühne geboten wird, als man es auch als einen zynischen Wink mit dem Zaunpfahl betrachten kann.

Auch über den kryptischen Firmennamen respektive die Schreibweise von «BioNTech» liesse sich trefflich spekulieren. Spricht man diesen nämlich deutsch aus, klingt der erste Teil wie das englische «beyond», was wiederum lateinisch «trans» bedeutet. «Beyond Bio» respektive «Bio and Tech» ist ja in etwa gleichbedeutend mit Transhumanismus. Klaus Schwab und sein «tschennätig Äntscheniering» lassen grüssen.

Auffällig häufig haben sich in letzter Zeit ausserdem diverse Politikerinnen und andere Akteure auf der Weltbühne «versprochen»; die verbalen Fehlleistungen der deutschen Aussenministerin Annalena Baerbock sind nach nur wenigen Wochen bereits Legion. Diesen sprachlichen Missgeschicken kann man sich ohnehin nur noch satirisch nähern oder am besten gleich gar nicht mehr. Man könnte sie als «Freudsche Versprecher» klassifizieren, die ganz harten «Verschwörungstheoretiker» bringen hingegen gar MKUltra ins Spiel.

Bleiben wir hier einmal bei den guten alten Freudschen Versprechern. Bei Wikipedia (das man natürlich grundsätzlich meiden sollte wie der Teufel das Weihwasser, aber hin und wieder ist es auch ganz nützlich) findet sich dazu folgende Erläuterung:

«Bei der Bewertung eines scheinbar sinnvollen Versprechers als einer Freud’schen Fehlleistung wird davon ausgegangen, dass in der Bedeutungsabweichung, die durch einen Versprecher entsteht, eine unbewusste Aussage zum Vorschein kommt. Es wird also nicht angenommen, dass solchen Versprechern eine einfache, (neuro-)physiologische oder auch assoziative Beeinflussung der Sprachproduktion zugrunde liegt, sondern behauptet, dass es v. a. eine psychische Ursache dafür gibt. Bei den Freudschen Fehlleistungen würde somit anstelle des eigentlich Gemeinten etwas gesagt werden, das dem Gedachten ggf. sogar besser entspräche und in diesem Sinne interpretiert werden könnte.»

Alles klar? Nun, ein geradezu rührend unverblümtes Statement war erst kürzlich von der Wissenschaftsdarstellerin Mai Thi Nguyen-Kim auf Twitter zu lesen:

«Viele Menschen (...) hätte man durch Impfung verhindern können.»

So die Hauptaussage ihres getwitterten Satzes respektive der Inhalt des von ihr geäusserten Hauptsatzes. Und ja, ich habe einen Teil des Satzes weggelassen, das ändert jedoch nichts an der Aussage. Sprache lässt sich nun einmal nicht überlisten, Grammatik ist gnadenlos. Fragen Sie mal einen Psychoanalytiker, eine Lektorin oder einen Juristen.

Viel interessanter als die offensichtlichen, wenn auch unfreiwilligen Kalauer oder Sprachstörungen sind eben genau jene Verlautbarungen, die mehr oder weniger unscheinbar, weil grammatikalisch korrekt daherkommen, es aber umso mehr in sich haben. Die Frage, die sich hier stellt, ist tatsächlich: Absicht oder Freudsche Fehlleistung?

Wenn etwa von mehreren deutschen Politikern «prophezeit» wurde, dass im Frühjahr 2022, also jetzt, «die meisten Ungeimpften von heute bis dahin entweder geimpft, genesen oder leider verstorben sind», dann lässt sich das eigentlich nur als unverhohlene Drohung verstehen. Viel Deutungsspielraum bleibt da nicht.

Und bereits als Bill Gates von der Impfung als «Endlösung» (sic!) sprach und auf das Nachhaken des Interviewers bezüglich dieses Begriffs mit einem diabolisch-süffisanten Lachen antwortete, hätten sich bei jedem halbwegs sprachlich sensiblen und historisch informierten Menschen die Haare zu Berge stellen und der aktuelle Mageninhalt melden müssen.

Ich frage mich daher seit geraumer Zeit, ob wir uns bereits so sehr an sprachliche Entgleisungen, semantische Abgründe und zum Teil auch schlichten Unsinn gewöhnt haben, dass es vielen gar nicht mehr auffällt, wenn eine neue «rote Linie» (Gruss von Kanzler Scholz) überschritten wird.

Hinzu kommt die Tatsache, dass die heranwachsenden Generationen bereits jetzt, aufgrund der menschenunwürdigen «Massnahmen» der letzten zwei Jahre, massiv in ihrer Sprachentwicklung gestört sind, also in dem, was einen bedeutenden Anteil unseres Menschseins ausmacht. Und dies, liebe Leserinnen und Leser, ist die Stelle, an der meine halb-humoristische Polemik in nacktes Entsetzen, in Wut und Fassungslosigkeit kippt.

Tragen wir also Sorge, dass wir selbst und die Kinder, die nach uns kommen, sprachlich und menschlich sensibel bleiben. Sonst bemerken wir die verbalen und realen Verbrechen irgendwann tatsächlich nicht mehr.

Herzlich
Susanne Schmieden

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