13. November 2021 -

Empfindsamkeit und Liebesmüh

Wie argumentiert und diskutiert man mit Leuten, die die bisherige Corona-Politik gutheissen?

Heute möchte ich erneut einer Frage nachgehen, die ich bereits in einem früheren Beitrag aufgeworfen habe. Wie diskutieren mit Massnahmenbefürwortern? Wie argumentiert man mit Leuten, die die bisherige Corona-Politik gutheissen? Vielleicht sind meine Gedanken dazu eine kleine Hilfe für die Aufgeweckten, die ungebrochen Abstimmungskampf im Kleinen betreiben, nämlich im direkten Gespräch von Mensch zu Mensch.

Es ist ja perfid: Wer von Anfang an der Propaganda auf den Leim gegangen ist, konnte schrittweise dazu gebracht werden, jeden nächsten Eskalationsschritt in der Plandemie mitzugehen und als angemessen, vernünftig und Sache des «gesunden Menschenverstandes» mitzutragen.

So kommt es, dass heute nicht wenige einen Impfzwang als zielführend und verhältnismässig erachten. Manche mögen sogar einen echten Funken Bedauern darüber empfinden, dass auch einige ihrer Nächsten und Liebsten immer unverhohlener zu etwas gedrängt werden, das sie wirklich nicht wollen. Oder eben als Ungeimpfte zunehmend benachteiligt werden.

Im letzteren Fall nehmen sie es schicksalsergeben hin, dass halt auch die eigenen Freunde, Verwandten, Kinder, Eltern, «mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung leben müssen». Es ist ja deren Entscheidung. Und diese Entscheidung ist doch immerhin freiwillig, hurra.

Es ist möglich, zu dieser Überzeugung zu kommen, sie als rechtschaffen zu betrachten – und nicht die geringste Ahnung zu haben, was daran faschistisch sein soll. Aus den Augen des Massnahmenbefürworters ist diese Haltung genuin gut – diese Einsicht muss uns meines Erachtens gelingen.

Es ist die Haltung von Grundrechteleugnern, von Verfassungsfeinden – nennen Sie es, wie Sie wollen. Aber wenn wir es ernst meinen mit Politik und Demokratie, mit Diskussion und Debatte, müssen wir verstehen, wie der Andersdenkende zu seiner Einstellung kommt. Oder genauer: zu dieser Einstellung gebracht wurde.

Jeder Mensch ist ein Universum, heisst es. Bei jedem einzelnen Menschen müsste man ergo zuerst mal sondieren, in welcher Umlaufbahn er sich geistig bewegt. Auch, wie schnell er sich bewegt. (Respektive, ob er sich überhaupt noch bewegt.) Erst dann lässt sich eine Route planen, um gemeinsam den Planeten Corona zu erkunden. Mit manchen lohnt es sich, diesen schwindelerregenden Trip anzutreten. Mit anderen schlichtweg nicht, da bleibt man besser auf dem Boden und spart sich die Antriebsenergie.

Man hat es immer wieder versucht, hat sich abgestrampelt und ist trotz bester Bemühungen dann trotzdem abgestürzt. Zu dicke Luft in der Covidsphäre. Oder zu dünne. In manchen Diskussionen hat man erst realisiert, dass sich die Auseinandersetzung nicht lohnte, als die Rakete schon explodiert war.

Es braucht natürlich schon das ernstgemeinte Interesse, grundsätzlichen Respekt und die Fähigkeit zur Reflexion auf beiden Seiten, um irgendwo hinzukommen. Man muss zumindest gegenseitig anerkennen können, dass der Andere grundsätzlich des Denkens und Empfindens fähig ist und es im Grossen und Ganzen gut meint mit seinen Mitmenschen. Alles andere ist verlorene Liebesmüh.

Ja, zum politischen Kampf gehören auch Empfindung und Liebesmüh. Denn intellektuell ist die ganze Auseinandersetzung längst zu einer Schlammschlacht geradezu galaktischen Ausmasses ausgeartet. Die Anderen dürfen also ruhig erfahren, wie wir den Corona-Trip und die drohende Verschärfung des Covid-Gesetzes empfinden. Diese Musterbriefe sind sehr hilfreich dafür: «Eine Bitte an die Geimpften» und «Schliessen wir den Pandemie-Graben». Teilen Sie sich Ihren Mitmenschen mit. Argumentieren Sie mit Herz.

Christian S. Rodriguez

9 0

Newsletter

Beiträge
Loading the player...
19.04.2024
Loading the player...
16.04.2024
Loading the player...
15.04.2024
Loading the player...
12.04.2024
Loading the player...
11.04.2024
Beiträge-Archiv

Schreiben Sie einen Kommentar

© Copyright 2024 - TransitionTV

Netiquette

Die Kommentare dienen als Diskussionsplattform und sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird. Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels oder wo angebracht an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Persönlichkeitsverletzende und diskriminierende Äusserungen hingegen verstossen gegen unsere Richtlinien. Sie werden ebenso gelöscht wie Kommentare, die eine sexistische, beleidigende oder anstössige Ausdrucksweise verwenden. Beiträge kommerzieller Natur werden nicht freigegeben. Zu verzichten ist grundsätzlich auch auf Kommentarserien (zwei oder mehrere Kommentare hintereinander um die Zeichenbeschränkung zu umgehen), wobei die Online-Redaktion mit Augenmass Ausnahmen zulassen kann.

Die Kommentarspalten sind artikelbezogen, die thematische Ausrichtung ist damit vorgegeben. Wir bitten Sie deshalb auf Beiträge zu verzichten, die nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben.

Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.

Unzulässig sind Wortmeldungen, die

  • Nichts mit dem Thema des Artikels zu tun haben
  • Kommerzieller Natur sind
  • andere Forumsteilnehmer persönlich beleidigen
  • einzelne Personen oder Gruppen aufgrund von Rasse, Ethnie oder Religion herabsetzen
  • in Rechtschreibung und Interpunktion mangelhaft sind
  • verächtliche Abänderungen von Namen oder Umschreibungen von Personen enthalten
  • mehr als einen externen Link enthalten
  • einen Link zu dubiosen Seiten enthalten
  • Nur einen Link enthalten ohne beschreibenden Kontext dazu

Wir handhaben die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Online-Redaktion behält sich jedoch vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Es besteht grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.