Die Schweizerische Landesregierung, der Bundesrat, hat jetzt eine virtuelle Präsenz auf der Social-Media-Plattform Instagram. Endlich, könnte man meinen. Digitalfanatiker beklagten längst, die Regierung verschlafe den Zug der Zeit.
Der Zug der Zeit, das ist die Fast-Food-Häppchenkommunikation der Silicon Valley-Plattformökonomie, der Kurzvideos und des 140-Zeichen-Getwitters, welche die politische Rhetorik und Debattenkultur längst vereinnahmt und verschluckt hat. Narzissmus hat Hochkonjunktur. Aufmerksamkeit ist King.
Die Manipulation der politischen Sprache, das wusste schon der Schriftsteller Karl Kraus, kann hochgefährlich sein. Diese kann zu Kriegen führen – wie beim Ersten Weltkrieg – wo im Nachhinein eigentlich niemand mehr weiss, weshalb er geführt wurde und wie es dazu gekommen war.
Der gegenwärtige Wahnsinn (siehe Newsletter meines Kollegen Lars Ebert) findet sein Spiegelbild in der selbstreferenziellen und selbstverstärkenden Echokammer des Cyber Space. Hier in der Form eines Online-Profils ihrer realen Selbstbestätigungsvorbilder der Landesregierung. Es passt zum Trend: In den vergangenen Jahren sind beim Bund die Kosten für Kommunikation markant gestiegen.
Wieso ist so eine Online-Präsenz notwendig? Wollen sich die Bundesräte pseudo-cool und möchtegern-hipp einer jungen Generation anbiedern? Gehört das zur Amtsführung?
Dabei ist doch die gegenwärtige Realpolitik schon Kabarett genug: Corona-Theater samt Betrug mit Steuergeldern, Energie-Theater, Kriegs-Theater. In all dem schwimmt die Landesregierung mutlos im Mainstream mit. Kein Problem, solange die Steuermillionen fliessen, mit denen der Bundesrat die Untertanen mit ihrem eigenen Geld für doof verkaufen lassen kann.
So dampft gerade die nächste Impfwalze übers Land, dem Bürger wird mit grossflächigen Plakaten ein schlechtes Gewissen eingebläut, wenn er badet oder lüftet, und im Ukraine-Krieg, da ist die Landesregierung unter Missachtung der Neutralität stramm auf NATO-Linie und vergibt obendrein die Möglichkeit, an ihren traditionsreichen aussenpolitischen Grundsatz der diplomatischen Vermittlung anzuknüpfen.
Die bundesrätliche Inszenierung am Bildschirm verschlingt weitere Steuermillionen – damit Wortwolken-Maler, Plattitüden-Jongleure, PR-Hallodris und Marketing-Plauderer in hochdotierten Jobs des Bundes dem Volk den Honig ums Maul schmieren dürfen. Eingeseifte Staatspropaganda made by Schweizerische Eidgenossenschaft.
Es kratzt gewaltig an der Glaubwürdigkeit der politischen Führung, wenn sie pausenlos von Mangellagen schwadroniert, die sie mitunter selbst zu verantworten hat. Das Leben des Bürgers wird immer teurer, während der Bundesrat mit millionenschweren Werbeprojekten die Öffentlichkeit mit staatspaternalistischer Pädagogik weichspült, alle sollen doch bitte sparen. Sofort!
Vor allem dann, nachdem man die Menschen jahrzehntelang auf den Lebensstil eines enthemmten und verschwenderischen Konsumismus getrimmt hatte und ihnen nach wie vor vorgaukelt, allein mit vermeintlich sauberem Strom lasse sich das Energieproblem lösen. Die E-Klima-Agenda fällt angesichts der gegenwärtigen Politik und ihrer Folgen gerade in sich zusammen, aber man stellt munter weiter Steckdosen auf, weil uns die Batterie ja rettet.
Man schämt sich schon gar nicht mehr ob der Widersprüche. Diese glattzubügeln, das ist die Aufgabe der staatsbesoldeten «Zeitgeistsurfer, Schönfärber, Seelengerber, Soul-Brothers und Flüstermaschinen», wie der Journalist und Schriftsteller Niklaus Meienberg einst die Werbeleute mitunter bezeichnete – in der Abteilung Social Media for Bundesrat.
Herzliche Grüsse
Armin Stalder
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